Um die beste Teeschokolade der Welt zu kreieren, braucht man nicht nur den besten Tee, sondern auch die beste Schokolade. Dafür haben wir uns die Schokoladen Pioniere ORIGINAL BEANS an die Seite geholt, um gemeinsam mit ihnen nicht nur geschmacklich einzigartige Teeschokoladen zu kreieren, sondern auch ein durch und durch nachhaltiges Produkt zu schaffen. Der passionierte Umweltschützer in siebter Generation, Philipp Kauffmann, hat ORIGINAL BEANS im Jahr 2008 nämlich ins Leben gerufen, weil er fest davon überzeugt ist, dass alles, was aus der Natur stammt, auch wieder an sie zurückgegeben werden kann und sollte. Seit dem stellt ORIGINAL BEANS die Industrie auf den Kopf und hinterfragt den Status Quo. Aber kann eine Marke wirklich einen nachhaltigen, positiven Effekt auf die Welt haben? Über einer Tasse Tee sprechen wir mit Philipp über seinen persönlichen Weg, über Schokolade und Verantwortung in der Schokoladenindustrie.
---Philipp hat ein bewegtes Leben. Über zehn Jahre arbeitet er bei den bedeutenden Naturschutzorganisationen, zum Beispiel den Vereinten Nationen. Er reist um die Welt, trifft einheimische Bauer:innen, navigiert das engverwobene Netz an Politiker:innen, Firmen und Händlern. Und immer wieder stößt er sich am Status Quo, denn überall finden sich fest eingefahrene Systeme, die den Gewinn einiger weniger Firmen über den Menschen und die Natur stellen. Gerade in der Schokoladenindustrie, die besonders wegen Kinderarbeit in Westafrika immer wieder für Schlagzeilen sorgt, scheinen die altbekannten Pfade der Ausbeutung in Stein gemeißelt. Philipp lässt die Frage nicht los, wie man den Markt selbst so verändern könnte, dass er regenerativ wird.
Philipp Kauffmann:
„Wie können wir den Markt so einrichten, dass er für einen bestimmten Ort, für eine bestimmte Landschaft, für bestimmte Gruppen von Leuten, Bauer:innen oder andere, regenerativ wird? Also, dass er sie nicht auspresst, entmündigt, entwaldet, sondern genau das Gegenteil tut, nämlich regeneriert. Weil das das logischste Ding der Welt sein sollte.“
Das logischste Ding der Welt. Diese Eindeutigkeit seiner Weltsicht zeichnet ihn aus. Vielleicht ist er mit dieser Liebe zur Natur, und dem Menschen in ihr, auch einfach aufgewachsen, denn Phillip stammt aus einer langen Linie an Naturschützern. Er erzählt von dem bewussten und auch unbewussten Einfluss, dass dieses Erbe auf ihn hat.
Philipp Kauffmann:
„Meine Groß-Vorfahren haben buchstäblich mehr als 200 Jahre das gemacht, was ich jetzt mache. Ich könnte mich mit meinem Großvater in der siebten Vorgeneration an einen Tisch setzen und über nachhaltige Forstwirtschaft sprechen. Dieses Gefühl, das hilft mir auch in schwierigen Momenten. Dann fühle ich, Ok, das geht durch mich durch und ich bin heute hier. Ich gehöre dazu. Das gibt Mut und Comfort.“
Angetrieben von einem Unternehmergeist, entschließt Philipp sich 2008, den Markt selber auf den Kopf zu stellen und ORIGINAL BEANS zu gründen. Von Anfang an mit der Idee, ein regeneratives Unternehmen zu entwickeln, welches jegliches damalige Wissen über den Klimawandel, über die Biodiversitätskrise, und über den Effekt von schlechter Landwirtschaft und schlechten Produkten integriert.
Philipp Kauffmann:
„Das ist eigentlich Reverse Engineering für die Art und Weise wie sich Firmen normalerweise konstituieren. Normalerweise würde man - so ist das Standard in der Industrie - sich ein Marktsegment vornehmen, dann ein Produkt entwickeln, das Produkt entsprechend pricen und dann schauen, wo man seinen Supply herholt. Wir haben das umgedreht. ORIGINAL BEANS, wir sind eine Firma die sich vom Bauern entwickelt hat, vom Wald, aus der Verpflichtung zur Regenerativen Landwirtschaft und zum Naturschutz heraus.“
Er nennt es den regenerativen Auftrag von ORIGINAL BEANS, genau dort Wertschöpfungsketten zu kreieren, wo ORIGINAL BEANS einen Beitrag zum Schutz der wichtigsten Regenwälder in der Welt leisten kann. Von Grund auf bauen sie Beziehungen auf, sprechen mit einheimischen Bauer:innen und Gemeinschaften, um herauszufinden was sie brauchen, um ihren Regenwald zu halten und nicht an den Höchstbietenden verkaufen zu müssen. Inzwischen haben sie sich an acht Orten langfristig verpflichtet und arbeiten dort mit Gemeinschaften großflächig zusammen.
Philipp Kauffmann:
„Das ist bei uns eine völlig andere Geschichte als in der traditionellen Schokoladenindustrie: Wenn bei unseren Bauern das Wetter schlecht ist, dann sind wir da. Wenn es soziale Herausforderungen gibt, dann sind wir da, weil wir ein gemeinsames Interesse haben, an einer langfristigen Qualitätslieferbeziehung. Das ist es, was ich mit Bottom-up meine.“
Er erwähnt den ecuadorianischen Chocó als Beispiel, einen der gefährdetsten Regenwälder weltweit, von dem nur noch 2% übrig sind. Dieser erstreckt sich von Kolumbien bis nach Nord-Peru und zeichnet sich durch Mangroven entlang der Pazifikküste und einen sich die Berge hinaufziehenden Nebelwald, den sogenannten Cloud Forest, aus. In dieser wichtigen Biodiversitätsgegend arbeiten sie aktuell mit zwei Gemeinschaften zusammen. Eine davon sind die Chachi, ein indigenes Volk, mit denen ORIGINAL BEANS sich ihr gesamtes Stammesgebiet von über 50000 Hektar Regenwald anschaut, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, den Chocó und die regionalen Cacao-Traditionen zu schützen.
Philipp Kauffmann:
„Wenn man an eine regionale Tradition anhakt - und in Lateinamerika sind es oft Cacao-Traditionen, die gehen tausende Jahre zurück - dann ist sowohl das Selbstbewusstsein und die Identität der Bauern tiefer als auch agrarökologische Praxis. Wenn die schon seit 3000 Jahren in diesen Gärten gute Nahrungsmittel produzieren, dann kann man davon ausgehen, dass sie wissen, was sie tun. Man kann und soll sie dann nur in ihrem Wissen unterstützen, wo sie Unterstützung wollen.“
Philipp spricht viel über Bauern. In seinen Worten schwingen immer Respekt und eine tiefe Verbindung mit. Auf die Frage, woher diese Verbindung kommt, erzählt er von den Sommerurlauben seiner Kindheit, welche er mit seiner Familie auf einem Bauernhof im Salzkammergut bei Salzburg, verbrachte.
Philipp Kauffmann:
„Die alten Bauern, die für mich ganz wichtige Personen geworden sind, die kamen noch aus der vorindustriellen Zeit. Bei denen habe ich gelernt, was bäuerliche Traditionen eigentlich sind. Von der Landwirtschaft, die hatten ihre eigene Nahrung, die hatten Wald, die hatten ihre eigenen Kartoffeln, die haben ihre eigenen Kühe gehabt. Da wurde immer Brot gebacken. Die haben ihr eigenes Essen gemacht. Die, die wussten alles. Sie haben einen wunderschönen Hof gehabt, die haben selber Musik gemacht, Volksmusik, das war gelebte Tradition, das war deren Leben. Das hat mich ganz tief geprägt. Dieses Verständnis und den Respekt für bäuerliche Traditionen trage ich immer noch in mir.“
Wir sprechen über die Entscheidung, sich gegen den Trend des schnellen Konsums und der billigen Preise zu stellen. Firmen, die sich ernsthaft mit Bio und Nachhaltigkeit beschäftigen, wird häufig der Vorwurf gemacht elitär zu sein, denn es scheint, als ob das, was für unsere Großeltern Generation noch das Normalste in der Welt war, nun plötzlich sehr teuer als neu verkauft wird. Philipp lässt sich von solchen Vorwürfen jedoch nicht aus der Bahn werfen.
Philipp Kauffmann:„Wenn ein Produkt nicht der Logik der Ausbeutung folgt, sondern der Logik von Regeneration, Wiederherstellung, Gesundung, dann ist es ganz klar, dass die Preise höher sein werden, und das muss sich dann über seine Qualität und Integrität im Markt beweisen. Das Interessante ist natürlich, man versucht uns in eine Luxusecke zu drängen. Aber das ist so ein total verzogenes Missverständnis, weil der Wert, der aus dieser Art von Nahrungsmittel-Produktion und -Konsum entsteht, der ist so viel Egalitärer und Down to Earth, als das, was im konventionellen Retail stattfindet, wo ein paar große Unternehmen gigantische Volumen produzieren, um solide Margen zu machen und alle anderen ein Minus rechnen. All die kleinen Leute rechnen minus und die kleinen Konsumenten, die werden dick und hässlich und krank. Die kleinen Steuerzahler müssen das alles zahlen, die kleinen Bauern werden ausgepresst. Das ist so eine total verzogene Perspektive, um sich dann hinzustellen und zu sagen: „Das ist elitär.“ Ganz im Gegenteil.
Schokolade zum Beispiel ist ein sehr festgefahrenes Produkt in Bezug auf Preiselastizität, der Preis im Kopf, der hat sich über die letzten 40 Jahre nicht wahnsinnig verändert. Aber eine schrottige Schokolade zu machen, da Vanille Reinzuschmeißen, irgendwelche Haselnüsse und noch Karamell drüber, das ist so easy. So easy. (er lacht) Aber eine Schokolade zu machen, die nur aus einer oder zwei Zutaten besteht, völlig transparent ist, von Jahr zu Jahr im Geschmacksprofil gleich, und so weiter und so weiter… Dafür müssen die Qualitätssicherung und die Qualitätsarbeit so unglaublich gut sein. Jeder in der Verarbeitungskette muss ständig die Entscheidung treffen, es noch besser zu machen.“
Die tägliche Entscheidung, es immer noch besser zu machen, treibt auch PAPER & TEA an. Wir reden über die gemeinsamen Pläne und was uns als Firmen, aber auch Schokolade und Tee allgemein verbindet. Philipp spricht vom Genussmoment und dem politischen Moment, die beide in Schokolade und Tee zusammenkommen, und die beide wichtig sind.
Philipp Kauffmann:
„Wenn schneller Konsum nicht mehr das Ziel ist… Dann geht es eigentlich um die Frage, was ist Konsum? Ist es nicht ein Erlebnis und eine Verbindung mit anderen und eine Verbindung mit der Welt? Das können wir schaffen. Wir können mit Produkten mehr schaffen als nur: Verpackung, nette Farbe, schlucks runter und durch.
Tee und Schokolade sind Jahrtausende alte, magische Genuss- und Nahrungsmittel, aus wundersamen Kulturen und wunderbaren Regionen. Man hat sie kolonialisiert, industrialisiert und jeglichen Zaubers beraubt. Jetzt entdecken wir Schokolade und Tee aufs Neue, in zeitgemäßer Zusammenarbeit zwischen den Marken, aber auch mit den Bauern, klima-schonend, biologisch, magisch.
Letztendlich sind Tee und Schokolade für einen Genussmoment gedacht. Da steckt viel Intimität drin, in diesen Dingen, die so simpel sind. Und die viele von uns sich wünschen. Das gefällt mir an der Ambition von PAPER & TEA und ich glaube, dass wir in der Lage sind, mit besseren Produkten und besseren Momenten, und besseren Darstellungen, Leute auch im Konsum zu sich zu bringen oder anders in die Welt sehen zu lassen.
Denn der beste Weg uns zu mündigen Konsumenten zu machen, sind Firmen, die mündige Konsumenten unterstützen, aufklären, und als Firmen ihr Ding richtig machen. Denn als Firmen sind wir diejenigen, die verantwortlich sind, und nicht die Konsumenten. Die sind nicht verantwortlich, forget it. Wir als Unternehmer:innen und Marken sind verantwortlich. Und wenn wir die Verantwortung nehmen und gut rüberbringen, dann können wir die Konsumenten darin stärken, das zu tun, was sie gut tun: Nämlich die richtige Wahl zu treffen und ihr Geld da auszugeben, wo es echt nen Unterschied macht für sie und für Alle.“
Aus der wertvollen Kollaboration mit ORIGINAL BEANS sind acht besondere Teeschokoladen entstanden. Acht distinkte Geschmacksrichtungen, die auf der Zunge Geschichten erzählen von ihren Ursprüngen. Von entfernten Cacao Gärten im Ecuador bis zu Teebaum gesäumten Hängen in Japan. Aber vor allem macht diese Kollektion eins aus: Die Entscheidung es jeden Tag besser zu machen. Von der regenerativen Zusammenarbeit mit den Anbauer:innen bis zum Moment, wo wir zuhause die Teeschokolade genießen. Wir danken Philipp für das wunderbare Interview und seine Zeit.
copyright: pictures from Ecuador: Murray Cooper